Christian Scherg
 
Krisenkommunikation | Reputation | Internet 

August 2015

Promi Trennungen auf Facebook

Posted in Presse 2015

Rundfunk: DRadio Wissen

Promi Trennungen auf Facebook

Promi Trennungen sind auch aktuell wieder in allen Medien: Ob Gavin Rossdale und Gwen Stefani oder Kermit der Frosch und Miss Piggy – öffentlichkeitswirksame Promi Trennungen sind gerade im Sommer mal wieder ein Megatrend. Viele Trennungen kann man in Echtzeit über die sozialen Medien wie Twitter und facebook mitverfolgen. Krisenexperte Christian Scherg erklärt, warum Prominente so öffentlich mit ihrem Privatleben umgehen und was wir daraus lernen können.

 

Christian Scherg zum Thema Promi Trennungen auf facebook:

Viele Prominente haben den eigentlichen Fehler schon längst vor der Trennung gemacht: Sie inszenieren sich und die eigene Beziehung von Beginn an als Medienereignis auf facebook, twitter usw.. Und was eignet sich besser für eine aufmerksamkeitsstarke Selbstinszenierung als Erfahrungen, bei denen jeder von uns mitreden und auch mitfühlen kann: Liebe, Schmerz, Trauer, Eifersucht, Verzweiflung, also genau jene Emotionen, aus denen Beziehungen und dann am Ende auch Trennungen bestehen.

Man kann sagen: viele Promis inszenieren auf facebook sozusagen ihre eigene Soap – gerne auch in mehreren Akten: Sie lernen sich kennen, kommen zusammen, trennen sich, kommen zwischenzeitlich doch wieder zusammen, trennen sich wieder usw. Was vielen bei ihrem Drehbuch jedoch nicht klar ist: Wer in die Öffentlichkeit tritt, kann die Tür nur noch von außen schließen.

Wenn man So will, wird man die Geister, die man gerufen hat nicht wieder los. Das Publikum erwartet bei einem Liebesfilm mit einem knalligen Auftakt auch ein knalliges Ende. Was noch hinzu kommt: Wer als Promi permanent alles ausplaudert, fotografiert, kommentiert und dokumentiert, der oder die kann auch juristisch hinterher nur noch schwer gegen unerwünschte Berichterstattung über das eigene Privatleben vorgehen.

Fazit: Man sollte vorher genau darüber nachdenken, was, wann und wie detailliert für die Öffentlichkeit bestimmt ist und was nicht. Das ist natürlich für viele ein Drahtseilakt.

Wenn wir auf unsere eigene Trennung gucken: Sollten wir auch offensiv damit umgehen? Also am besten sofort auf Facebook und Twitter posten, dass wir uns getrennt haben? Oder sich eher zurückziehen, das Ganze erst einmal verarbeiten?

Die meisten Menschen leben nicht so in der Öffentlichkeit, dass sie unter Zugzwang geraten. Sie werden nicht dafür bezahlt, ständig im Scheinwerferlicht zu stehen, und sie müssen dieses Bedürfnis auch nicht erfüllen. Im Grunde ist bei vielen kaum mehr als der engste Freundeskreis an der Mitteilung einer Trennung interessiert. Und echten Freunden kann man das nun wirklich auch außerhalb der sozialen Netze mitteilen.

Facebook, Twitter oder private Blogs sind sicherlich nicht geeignete Plattformen, um Trennungen zu kommunizieren. Dafür ist die mitlesende Masse (wenn es sie denn gibt) viel zu anonym und unkontrollierbar. Und die Gefahr ist einfach zu groß, dass privaten Accounts und Profilen unter falschem Namen nicht nur Freunde sondern auch "Feinde" folgen. Wer aber will denen sein Herz schon ausschütten. Daher sollten wir uns in Momenten höchster Emotionalität (das gilt für den Schmerz aber auch für Freude) darauf besinnen, dass wir eben keine öffentlichen Personen sind. Dann sollten wir genau überlegen, wen der Zustand unseres Herzens und unserer Seele eigentlich etwas angeht. Zur Verdeutlichung sollten wir uns vor Augen halten, ob wir bereit wären, einmal nackt über den Marktplatz zu laufen. Das nämlich ist rasch vorbei und birgt in Summe sogar weniger die Gefahr dauerhafter Entblößung als die Selbstdarstellung in sozialen Netzen.

Ein Gespräch mit Freunden und Betroffenen bringt da viel mehr. Und wer wieder im Gleichgewicht ist, dem steht das Netz noch immer offen. Aber bitte nie im Affekt. Und damit jeder der Partner in Zukunft eigene Wege gehen kann, sollte man dann die gemeinsamen Account trennen oder schließen. Dies könnte als öffentliches Zeichen genügen, dass zwei Menschen nicht mehr zusammengehören. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang, dass gemeinsame Freunde die Chance haben, weiterhin auch öffentlich mit beiden verbunden zu bleiben. Aber das ist wohl eher ein frommer Wunsch.

Wie sollte man mit unangenehmen Nachfragen auf facebook umgehen?

Wer hat schon das Recht, nachzufragen, wenn alles in die Brüche geht. Und wer kann in diesen Situationen kluge Antworten geben, zumal es stets zwei Sichtweisen gibt. Wer also nicht verpflichtet ist, zu antworten, sollte einfach schweigen. Und am besten einigen sich beide Partner beizeiten darauf, Nachfragen gemeinsam eben nicht zu beantworten.

Anders sieht es – wie schon gesagt – mit Nachfragen aus, denen man sich dank Promistatus nicht entziehen kann. Hier ist guter Rat zumindest wertvoll. Ohne Absprache – auch mit dem ehemaligen Partner – sollte man sich nicht in Erklärungszwang bringen und zu Äußerungen verleiten lassen. Gut, wenn die Story stimmt und auch die Nuancen bedacht wurden. Denn bei allen Betroffenheitsbekundungen und offenem Interesse, im Grunde ist es der Wunsch nach guter Unterhaltung, der die öffentlichen Frager antreibt. Das sollte sich jeder vor Augen halten, bevor er in die Tasten greift. Und dann zählt noch die pointierte Formulierung, bei der man sich ruhig helfen lassen darf, denn, wie Oskar Wilde so trefflich in Worte fasste: "Langeweile ist eine Sünde, für die es keine Absolution gibt."


DRadio Wissen | Promi Trennungen auf facebook | 06.08.2014